Von seinen beiden Quellen – unterhalb des Luise-Wetzel-Stiftes und im Botanischen Garten – bis zum Breiten Weg ist das Käsenbachtal auf etwa 1 km Länge das als Natur- und Kulturlandschaft am besten erhaltene Bachtal innerhalb der Kernstadt Tübingens. Derartige Täler sind allgemein in kernstädtischen Räumen äußerst selten. Zwei Rad- und Wanderwege führen hindurch. Der Weg entlang des linken Ufers (Ursrain) ist ein Abschnitt des Hauptwanderweges 3 (HW3) des Schwäbischen Albvereins und des Jakobsweges. Schon im 19. Jahrhunderts wussten Anhänger der Schwäbischen Dichterschule und Tübinger Studenten die besondere Schönheit des damals noch außerhalb des Stadtgebietes gelegenen Tales zu schätzen. Sie nannten den noch bis heute fast unberührten obersten Teil „Elysium“. Ludwig Uhland ließ sich durch ihn zu dem Gedicht „Reisen“ inspirieren. In ihm befindet sich ein Wasserfall und der 1980 vom Landesvermessungsamt ermittelte Geographische Mittelpunkt Baden-Württembergs.
Die Südhänge des Tales – der am linken Ufer gelegene Ursrain, sowie die am rechten Ufer gelegene Maderhalde – waren vom Hochmittelalter bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert genutzte Weinlagen. Weinbergterrassen mit Trockenmauern, Weingärtner- und Weinbergschützenhäuschen weisen noch heute darauf hin. Das heute von den Tübinger Wandervögeln genutze Weinzehnthäuschen unweit des Breiten Weges ist ebenso ein Relikt des Weinbaus. Es gehörte zur 1880 von der Weingärtnergenossenschaft zum Abbruch verkauften Ursrainkelter. Mit dem verstärkten Rückgang des Tübinger Weinbaus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Weinbergterrassen in Streuobstwiesen verwandelt. Heute werden sie auch als Kleingärten und zur Naherholung genutzt.
Der Nordwesthang unterhalb der Schnarrenbergstraße ist die nach dem ursprünglichen Bestand von Salweiden (Kätzchenweiden) benannte Sarchhalde. Auf ihr wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hopfen angebaut. Sie wird heute von einem landwirtschaftlichen Betrieb und zeitweise als Schafweide genutzt. Bachaufwärts finden sich wie auf dem gegenüberliegenden Ursrain Streuobstwiesen und Kleingärten. Einige Grundstücke sind verwildert und bieten ebenso wie die kultivierten Flächen geschützten Tierarten einen Lebensraum und/oder ein Nahrungshabitat. Auch seltene Pflanzen sind dort zu finden.
Video von Thomas Hitzler
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