Die Geschichte des Blumenbrünneles

– Ein Fortsetzungsroman von Elana Horowitz –


Kapitel 1

 

Das Blumenbrünnele am Breiten Weg existiert in seiner gegenwärtigen Gestalt seit 1936.

 

Gestiftet hat es der Gärtnermeister Hermann Endriß, ausgeführt der Steinmetz Krauß.

 

Das Stadtarchiv Tübingen bewahrt eine Akte der Stadtverwaltung, in der der Vorgang minutiös dokumentiert wurde: der Brief des Gärtnereibesitzers Endriß mit dem Angebot, den Brunnen neu erstellen zu lassen, die Einladung des Oberbürgermeisters Scheef an seine Ratsherrn und Stadtbeamte zu einer Ortsbesichtigung, dann die Stellungnahmen des Tiefbauamts und des Stadtkämmerers, und schließlich das Protokoll der Gemeinderatssitzung in der die Angelegenheit behandelt wurde.

 

Der damals sich dort befindende Brunnen war wohl offensichtlich in so schlechtem Zustand, dass die Ratsherren es nur begrüßen konnten, wenn ein Bürger die Kosten für die Neuerrichtung übernimmt und sich darüber hinaus verpflichtet, den Brunnen und die gesamte Anlage „stets in tadellosem Zustand zu halten“ und diese Verpflichtung als „persönliche Dienstbarkeit“ gegenüber der Stadt Tübingen sogar ins Grundbucheintragen lässt, für sich und „seine Rechtsnachfolger“.

Es wurde dem Gärtnereibesitzer erlaubt, den Brunnen um 2,5 Meter nach rechts zu versetzen, nämlich auf sein Grundstück und das „Überwasser“ zum Gießen seiner Blumen zu verwenden. 

 

Der Brunnen sollte jedoch der Allgemeinheit stets zugänglich bleiben. Das Wasser war nicht nur trinkbar (zwei Trinkbecher an Ketten waren ursprünglich rechts und links angebracht) sondern wohl auch sehr gut, der Brunnen wurde gerne von „Wasserfeinschmeckern aufgesucht“. (Zitat nach Hermann Jantzen, Quellen, Bäche, Brunnen. Ein Tübinger kulturhistorisches Mosaik zum Thema Wasser, 1998)

Hermann Endriß war es auch, der dem davor wohl namenlosen älteren Brunnen den Namen „Blumenbrünnele“, gab, sei der Brunnen doch inmitten seiner Blumen gelegen … wie die „Tübinger Chronik“ dann schreibt und das Engagement des angesehenen Bürgers lobt … (als „wahrhaft sozialistisch“… wie auch immer das zu verstehen sei …)

 

Noch in den fünfziger Jahren hat man aus dem Brunnen wohl getrunken, wie Fotos von Göhner zeigen.

 

Die Fotos wurden freundlicherweise vom Stadtarchiv Tübingen zur Verfügung gestellt.

 

Fortsetzung folgt!